Kristina Talikischwili, Sebastian Thoß und Julien Borns arbeiten eigentlich bei der Artillerielehrbataillon 345 in der Idar-Obersteiner Klotzberg-Kaserne. Bereits seit dem 4. Februar sind sie in Ottweiler in den „Häusern im Eichenwäldchen“ tätig – als „Corona-Tester“.
Rund 140 Mitarbeiter*innen werden bis zu vier Mal wöchentlich in den „Häusern im Eichenwäldchen“, einer Pflegeeinrichtung für Menschen mit Beeinträchtigungen in Ottweiler, vom externen Corona-Test-Team der Bundeswehr abgestrichen bzw. schnell getestet. Dazu kommen noch wöchentlich circa 50 – 65 Besucher*innen der Einrichtung, wozu auch externe Dienstleister*innen wie Handwerker oder Therapeuten gehören. Einrichtungsleiterin Bärbel Dollak hatte dazu im Januar bei der Personalabteilung des Schwesternverbandes, dem Träger der Einrichtung, Unterstützung beantragt. Der Teamleiter des Personalmanagements, Marco Thurnes, kümmerte sich um alles Weitere, auch in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt. „Wir sind so ein großes Haus mit über 300 Mitarbeiter*innen. Das kann unser Personal alleine nicht leisten“, erklärt Dollak. Bereits kurze Zeit später erhielt sie die Zusage zur Unterstützung durch die Bundeswehr.
Kristina Talikischwili, Sebastian Thoß und Julien Borns sind normalerweise im Transport tätig. Materialbeschaffung und Transportlieferungen stehen zum Beispiel auf dem täglichen Arbeitsplan. Anfang Februar erhielten sie eine Schulung durch das Deutsche Rote Kreuz und wurden als „Covid-19-Tester“ nach Ottweiler berufen. Zunächst war der Einsatz nur bis Ende Februar vorgesehen, mittlerweile wurde er bis nach Ostern verlängert. Bärbel Dollak ist zufrieden: „Wir hatten sehr viel Glück mit unseren Unterstützern. Es hat von Beginn an alles perfekt geklappt und sie wurden schnell von Mitarbeiter*innen und Bewohner*innen akzeptiert.“ Auch die drei Soldaten sind mit der vorübergehenden Arbeitsstelle zufrieden. Sebastian Thoß sagt: „Wir wurden hier gut aufgenommen. Es ist ein familiäres Team und die Mitarbeiter und Bewohner*innen sind alle sehr nett.“ Julien Borns fügt hinzu: „Wir sind hier komplett eingebunden und reden sehr viel miteinander, das läuft perfekt.“ Das mag auch an dem durchdachten Konzept und den detaillierten Einsatzplänen liegen, die das Leitungsteam unter Federführung von Pflegedienstleiter Mike Görgen-Remy wöchentlich erstellt und in denen aufgelistet ist, wer wann, wo testet und wer wen unterstützt.
Auch bei den Mitarbeiter*innen ist die Testung mittlerweile in den Arbeitsalltag integriert. Regine Kreimer, Qualitätsmanagementbeauftragte, welche sich für einen Abstrich zu Verfügung gestellt hat, ist tagtäglich mit der korrekten Umsetzung der Dokumentationsanforderungen beschäftigt. Sie kontrolliert und unterstützt beim Ausfüllen der geforderten Formulare, vom Nachweis der Testung bis zur Einverständniserklärung, und ist gemeinsam mit Linda Gronostaj und Mike Görgen-Remy bei der Übertragung in das Dienstplanprogramm zuständig.
„Bisher sind immer alle negativ getestet worden“, sagt Julien Borns erfreut. Auch Regine Kreimer lächelt erleichtert über ihr negatives Ergebnis. Man habe sich dran gewöhnt, sagt sie und lächelt: „Die kleinen Bestechungs-Süßigkeiten, die bei der Testung für uns bereitstehen, tun ihr übriges.“
Drei Räume im Verwaltungsgebäude der „Häuser im Eichenwäldchen“ sind für die Testungen entsprechend umgewandelt worden. Außerdem wurde in der Pflegeeinrichtung ein großes Lager an Schutzmaterialien (mit Handschuhen, Masken, Desinfektionsmittel etc.) angelegt, das auch von anderen Einrichtungen des Trägers genutzt werden kann. „Dabei konnten wir auch auf die Logistik-Erfahrung unserer drei Unterstützer zurückgreifen, die sich in diesem Bereich gut auskennen und uns hier zur Hand gingen“, sagt Bärbel Dollak. Generell ist die Einrichtungsleiterin sehr froh mit den „neuen Mitarbeiter*innen“ und will sie gar nicht mehr gehen lassen. „Die Drei sind schon ins Team integriert, als wären sie schon ewig dabei.“
Von den 202 Bewohner*innen der Einrichtung werden in der Regel mindestens zwei Mal wöchentlich ca. 185 Bewohner*innen getestet. Dies erfolgt durch das Leitungsteam und durch examinierten Pflegekräfte welche vor Beginn der Testungen durch eine HNO-Ärztin und Herrn Görgen-Remy unterwiesen wurden.
Die Mitarbeiter*innen der Bundeswehr unterstützen auch hier, etwa bei der aufwendigen Vor- und Nachbereitungen der Testungen und der entsprechenden Dokumentation. Außerdem versuchen sie beruhigend auf die beeinträchtigten Menschen einzugehen, die teils nicht verstehen, warum diese Tests im Mund- oder Nasenbereich nun überhaupt so oft durchgeführt werden müssen. Kristina Talikischwili erzählt stolz: „Für mich ist das eine tolle Erfahrung. Ich habe noch nie mit behinderten Menschen gearbeitet und bin am Anfang sehr gerührt gewesen. Wir haben mit vielen Bewohnern schon ein Vertrauensverhältnis aufgebaut.“ Außerdem lobt sie die Einrichtungsleiterin: „Frau Dollak ist die beste Heimleitung, die ich je kennengelernt habe. Sie kennt jeden Bewohner mit seinen Beeinträchtigungen und seiner Biografie persönlich. Das hat mich schwer beeindruckt.“
Wie lange die Testungen durchgeführt werden müssen, um für den bestmöglichen Schutz der Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen zu sorgen, weiß momentan niemand. Die drei „Covid-19-Tester“ der Bundeswehr hätten nichts dagegen, ihren Einsatz noch eine Weile zu verlängern. Auch Kristina Talikischwili, die ihre Arbeit in Ottweiler wegen einer Schulungsmaßnahme für einige Wochen unterbrechen muss, hofft, wieder zurückzukommen und die Arbeit im Eichenwäldchen fortsetzen zu dürfen: „Das ist hier wie eine große Familie und die Bewohner sind einfach toll.“
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